Kunst des deutschen Ostens
Aus Sieben Jahrhunderten - Frankfurt a.M. mit Bild von Werner Arndt


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Katalog zur Ausstellung (Auszug)

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Eröffnungsfeier

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Ausgestelltes Gemälde

Bäume am Hang, Öl auf Hartfaserplatte

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Zeitungskritiken

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20.07.1953


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FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
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Kunst des deutschen Ostens

Eine Ausstellung in Frankfurt am Main

   Das Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen hat für Frankfurt eine Ausstellung "Kunst des deutschen Ostens" zusammenstellenlassen, die im Hause des Kunsthandwerks auf dem Messegelände bis zum 16. August gezeigt wird, Die Schirmherrschaft hat Bundespräsident Heuss übernommen. In der Eröffnungsfeier im kleinen Saal der KongreChalle am vergangenen Samstag wies Staatssekretär Franz Thediek darauf hin, daß die Kunst des deutschen Ostens mit der Gesamtkultur des Abendlandes verwachsen sei. Man werde in der Welt nicht übersehen können, was die Deutschen in siebenhundert Jahren im Ostengeschaffen haben. Bei gerechter Friedensregelung dürfe nicht übersehen werden, daß das deutsche Volk ein moralisches Recht auf die Rückgabe der im Osten verbliebenen kulturellen Werte habe. Oberbürgermeister Dr. Kolb gab der Hoffnung Ausdruck, daß der Tag kommen werde an dem über den abgetrennten Gebieten jenseits der Oder-Neiße-Linie wieder deutsches Recht stehe.

   Den Festvortrag über die "Geistige Leistung des deutschen Ostens" hielt Paul Fechter, sehr persönlich und mit gelegentlichem Humor. Er zeichnete im wesentlichen den Beitrag des Ostens auf dem Gebiet von Literatur und Philosophie und ließ die Gestalten des deutschen Geisteslebens erinnernd und fast wie im Traum vorbeiziehen: Luther und Copernicus, Kant und Schopenhauer, Hamann und Herder, Zacharias Werner, E. T. A. Hoffmann, Gregorovius, Sudermann, Arno Holz, Max Halbe, Agnes Miegel und Ernst Wiechert, Opitz und Gryphius, Angelus Silesius, Schleiermacher, Eichendorff bis hin zu Gustav Freytag, Hermann Stehr und Friedrich Bischoff. Er erinnerte an die ostdeutschen Universitäten: so habe Heinrich von Kleist an der Universität in Frankfurt an der Oder Mathematik studiert. Sie alle, die da mit kurzen Sätzen beschworen wurden, hätten den Beitrag bester geistiger Arbeit zum Ganzen geleistet, und dieser Erkenntnis solle auch die Ausstellung dienen.

   Es ist nicht ganz leicht, das Mosaik dieser Ausstellung zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Man geht möglichst in die Breite und damit verbindet sich ein Anspruch auf Vollständigkeit der Namen, soweit das im Bereich' des Möglichen liegt. Das war immerhin leichter für das 19. und 20. Jahrhundert, die Zeit räumlicher Freizügigkeit. Je Weiter man zurückging, um so stärker war man auf westdeutschen Museums- und Sammlungsbesitz angewiesen. Wir wissen heute noch nicht, was alles im deutschen Osten an Kunstwerken verloren ging, und es wird sich das auch nie ganz ausmachen lassen, So mußte die Auswahl der frühen Zeit beschränkt bleiben. Dazu kam, daß einige hervorragende Stücke, etwa die Glatzer Madonna aus der Zeit von 1340/50 des Kaiser-Friedrich-Museums oder die zu den Prachtstücken der "Schönen Madonnen" gehörende Madonna Thewalt aus dem Bonner Provinzialmuseum, die von einem Thorner Meister geschaffen wurde, aus Erhaltungsgründen nicht ausgeliehen werden konnten. Immerhin repräsentieren in der Zeit vor 1800 die 'Kunst' des Ostens einige hervorragende Stücke, wie etwa die beiden böhmischen Tafelbilder aus dem Berliner Museum (Kreuzigung und Geburt Christi), die der sienesischen Malerei ebenso nahe stehen wie die französische Buchmalerei vor 1400. Das Herzstück, was die Qualität anbelangt, bildet das 1489 für die Elbinger Georgsbruderschaft von Bernt Notge geschaffene Silberreliquiar mit dem Hl. Georg. Hierher gehören auch die Stücke aus dem Rigaer Schwarzhäupterschatz, die im wesentlichen von Augsburger und Nürnberger Goldschmieden geschaffen wurden und die Verbindung mit den Zentren im Reich dokumentieren. Daß der Osten im Mittelalter mit der Welt verbunden war, zeigen die liturgischen Gewänder aus dem Paramentenschatz der Danziger Marienkirche, die aus asiatischen und italienischen Brokaten und Samten angefertigt wurden Ein schönes Beispiel ostdeutscher Holzplastik ist die Madonna auf dem Löwenthron des Germanischen Nationalmuseums, um 1390 entstanden. Die beiden Westpreußischen Stücke, eine Schreinmadonna und eine Apostelfigur hingegen haben mehr provinziellen Charakter.

   Kunstgewerbe - vom Glasschliff bis zur Proskauer Fayence, vom Silberbecher bis zum Hafnerteller des Hamburger Museums mit der Aufschrift "Heit mir, morgen dier", dazwischen Webereien und Teppiche, geben einen Eindruck über die Entwicklung ihrer Gattungen, wobei die einfachen Tonkrüge und einfachere Gläser der Volkskunst zugerechnet werden können. Die barocke Tradition repräsentiert glänzend Schlüter mit der Büste vom hessischen Landgrafen aus Schloß Homburg, und Rafael Mengs, dessen kluges, von einem gewissen Skeptizismus erfülltes Selbstbildnis noch jene Weltläufigkeit besitzt, die um die Wende zum 19. Jahrhundert ihr Ende fand. Mengs war ein Künstler .von internationalem Rang: er leitete einige Jahre die Gobelinmanufaktur der spanischen Könige in Aranjuez und hat die ersten Gobelins von Francisco de Goya entstehen sehen. Daneben ist Michael Willmann eine Erscheinung, die im Westen kaum bekannt geworden ist. Er steht in der barocken Tradition, und eine bessere Auswahl als die hier gegebene eine "Beweinung", eine "Susanne im Bade" und mit eine fast rührende "Apotheose des Großen Kurfürsten" dürfte man anderswo kaum sehen können.

   Das 19. Jahrhundert bringt dann jenen Austausch zwischen ostdeutscher und Westdeutscher Kunst, jene Verzahnung, die wir als so selbstverständlich hinnehmen. Das Sinnbild für diese Zäsur zwischen Weltläufigkeit und innerdeutscher Verzahnung liegt im Kranz der Vitrinen, zwischen bemalten Tellern und Goldgläsern, zwischen Dingen, die der Verschönerung des Lebens dienten: es ist Schinkels Entwurf zum Eisernen Kreuz von 1813 und Eisenschmuck aus der Gleiwitzer Hütte, stumme Zeugen einstigen Opfers für die Freiheit. Man hat diesen Dingen nicht einmal eine eigene Vitrine zuerkannt. Sie liegen gewissermaßen am Rande. Gold gab ich für Eisen. Der Vertreter des Ministeriums hatte in seiner Eröffnungsansprache durchblicken lassen, daß diese Ausstellung nicht nur künstlerische Ziele verfolgt; daß sie so etwas wie ein Appell an die Opferbereitschaft des einzelnen sein könnte, blieb dabei unerwähnt.

   Für die Zeit von 1800 an ist man mit dieser Ausstellung ganz in die Breite gegangen. Dabei sind außer dem Selbstbildnis von Lovis Corinth eigentlich durchgehend nicht erstrangige Werke der einzelnen Künstler zusammengetragen worden. Was Menzel bedeutet, wird trotz des Porträts Chodowiecki und trotz der "Schmiede aus Gastein" nicht deutlich. Es sind Namen, die uns allen geläufig sind: D. Friedrich (mit den Tageszeiten), Käthe Kollwitz, Otto Müller, Kubin, Moll, Kanoldt, Leistikow, Klemm, Orlik, dazu Hoelzl und Ida Kerkovius, Fietz und Wildemann, Bernhard Heiliger und Camaro. Weniger bekannt sind im Westen Kolitz, der verschollene Alfred Partikel, Mollenhauer und Werner Arndt. Angegliedert ist eine Reihe von Bildnissen darunter Gerhart Hauptmann und Ernst Wiechert, beide von Leo von König, und eine Serie von Landschaftsstichen und Architekturphotos, mit denen man die großartigen Leistungen des deutschen Ostens ins Gedächtnis ruft.

   Was unbefriedigend bleibt: wenn man den europäischen Rang dieser Kunst betonen will, müßte das 19. und 20. Jahrhundert in der Qualität besser vertreten sein. Für diese Zeit hätten wirksamere Beispiele herbeigebracht werden müssen. So klafft die Ausstellung auseinander der neuere Teil hält sich auf mittlerem Niveau. Man beginnt mit der fürstlichen Repräsentation: mit dem berühmten CroyTeppich von Peter Heymanns, die Trauung des Herzogs von Pommern-Wolgast durch Martin Luther darstellend, man zeigt die Büste von Schlüter, und hernach wird es eine Art von Heimatprovinz-Ausstellung, die an sich ihre Berechtigung hat, für die man aber auch das höchste Niveau fordern darf. ----------------------Doris Schmidt


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Neue Ruhr-Zeitung Moers vom 28.07.1953,
Textgleich mit: Neue Ruhr-Zeitung, Essen vom 28.07.1953; - Neue Presse Düsseldorf vom 28.07.1953; - Westdeutsche Zeitung Krefeld vom 07.08.1953; - Die Rheinpfalz, Ausgabe Neustadt vom 27.07.1953; - Deister und Weserzeitung Hameln vom 29.07.1953;


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Neue Ruhr-Zeitung,
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Gerettete Meisterwerke aus dem deutschen Osten

Bedeutende und reichhaltige Ausstellung im Frankfurter Haus des Deutschen Kunsthandwerks

   Unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten wurde soeben im "Haus des Deutschen Kunsthandwerks" in Frankfurt am Main eine Schau eröffnet, die erstmals vereint, was aus den deutschen Ostgebieten in letzter Stunde nach Westen gerettet werden konnte. Der Gesamteindruck ist überraschend reich, das Wiedersehen mit verloren geglaubten Meisterwerken eine unverhoffte Freude.

   Fürst Hatzfeld hat von seinen schlesischen Besitzungen u. a. eine holzgeschnitzte "Schöne Madonna" des 14. Jahrhunderts in seinen jetzigen Wohnort in Württemberg verbracht und für die Schau hergegeben. Die St. Georgs-Bruderschaft in Elbing (Westpreußen) konnte ihren Silberschatz nach Hamburg überführen; das Hauptstück, eine silberne St. Georgs-Statuette des großen Bernt Notke, ist inzwischen Eigentum des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe geworden, anderes erwarb der Zigarettenfabrikant Reemtsma.
    Von dem ganz einzigartigen und weltberühmten Paramentenschatz der Danziger Marienkirche sehen wir in Frankfurta. M. u. a. einen Chormantel aus mesopotamischem Brokat des 14. Jahrhunderts, ein Meßgewand aus Luccheser Brokat und einen Mantel aus italienischem Seidensammet mit spät-gotischen, in Danzig entstandenen Stickereien aus der Magdalenenlegende. Im Zusammenhang mit der Umsiedlung der baltischen Deutschen1939/40, kam der Silberschatz der Rigaer Schwarzhäuptergilde, einer im Mittelalter gegründeten Vereinigung von Kaufleuten, nach Mitteleuropa; dieser Schatz war im 1. Weltkrieg auf Anordnung der zaristischen Behörden in den Moskauer Kreml gebracht worden, jedoch gab ihn nach langwierigen Verhandlungen Lenin 1924 wieder an seine Eigentümer zurück; er findet gegenwärtig in Frankfurt besonderes Interesse.
   Neben der bedeutenden silbernen Georgsstatuette des Lübecker Henning von der Heide nennen wir den Amicitia-Pokal des Rigaer Goldschmieds Hermann Winckelmann und den Tafelaufsatz mit dem auf einem Seepferd reitenden Mohren, des Meisters I. M. Hier schließt sich der Kirchenschatz der pommerschen Gemeinde Parlin, Kreis Naugardpan, den die flüchtenden Bewohner 1945 auf ihrem Treck bis nach Oldenburg brachten und dort pietätvoll hüten.
   Die größte Überraschung der Frankfurter Schau ist wohl der riesige, aus Kamelhaargarn gewirkte Lutherteppich der pommerschen Herzöge. Er stellt die durch Luther 1536 vollzogene Trauung des Herzogs Wilhelm von Pommern-Wolgast mit der Prinzessin Maria von Sachsen dar und kam beim Aussterben des Herzogshauses an die Universität Greifswald, die ihn herkömmlicherweise nur alle zehn Jahre einen Tag lang zugänglich machte; diesem Umstand dankt dies Hauptwerk der norddeutschen Spätrenaissance seine gute Erhaltung.
   In der Abteilung der Frankfurter Schau, welche der neueren Zeit gewidmet ist, überwiegen die Maler. Der Barockepoche ist u. a. durch Michael Willmann, Chodowiecki und Girund vertreten, das19. Jahrhundert wird durch C.D. Friedrich, Menzel, G. v. Bochmann, Dücker und Gebhardt repräsentiert, die letzten Menschenalter durch Lovis Corinth, Otto Miller, Eduard Bischoff, K. Eulenstein, G. v. Stryck und Werner Arndt.


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Deutsche Tagespost vom 29.07.1953;
Textgleich mit: Aachener Volkszeitung vom 29.07.1953; - Erkenlenzer Volkszeitung vom 29.07.1953


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Deutsche Tagespost, Regensburg,
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Gerettete Meisterwerke

Die Ausstellung "Kunst des deutschen Ostens" in Frankfurt

   Unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten wurde soeben, im "Haus des Deutschen Kunsthandwerks" in Frankfurt am Main eine Schau eröffnet. die erstmals vereint, was aus den deutschen Ostgebieten in letzter Stunde nach Westen gerettet werden konnte. Der Gesamteindruck ist überraschend reich, das Wiedersehen mit verloren geglaubten Meisterwerken eine unverhofte Freude.
   Fürst Hatzfeld hat von seinen schlesischen Besitzungen u. a. eine holzgeschnitzte "Schöne Madonna", des 14. Jahrhunderts in seinen jetzigen Wohnort in Württemberg verbracht und für die Schau hergegeben. Die St. Georgsbruderschaft in Elbing/Westpr., konnte ihren Silberschatz nach Hamburg überführen; das Hauptstück, eine silberne St. Georgsstatuette des großen Bernt Notke, ist inzwischen Eigentum des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe geworden; anderes erwarb der Zigarettenfabrikant Reemtsma. Von dem ganz einzigartigen und weltberühmten Paramentenschatz der Danziger Marienkirche sehen wir in Frankfurt u. a. einen Chormantel aus mesopotamischen Brokat des 14. Jahrhunderts, ein Meßgewand aus Luccheser Brokat und einen Mantel aus italienischem Seidensammet mit spätgotischen in Danzig entstandenen Stickereien aus der Magdalenenlegende. Im Zusammenhang mit der Umsiedlung der baltischen Deutschen 1939/40 kam der Silberschatz der Rigaer Schwarzhäuptergilde, einer im Mittelalter gegründeten Vereinigung von Kaufleuten nach Mitteleuropa; dieser Schatz war im ersten Weltkrieg auf Anordnung der zaristischen Behörden in den Moskauer Kreml gebracht worden, jedoch gab ihn Lenin nach langwierigen Verhandlungen 1924 wieder an seine Eigentümer zurück; er findet gegenwärtig in Frankfurt besonderes lnteresse. Neben der bedeutenden silbernen St. Georgsstatuette des Lübeckers Henning von der Heide nennen wir den Amicitio-Pokal des Rigaer Goldschmiede Hermann Winckelmann und den Tafelaufsatz mit dem auf einem Seepferd reitenden Mohren des Meisters I. M. Hier schließt sich der Kirchenschatz der pommerschen Gemeinde Parlin, Kreis Naugard an, den die flüchtenden Bewohner 1945 auf ihrem Treck bis nach Oldenburg brachten und dort pietätvoll hüten. Die größte Ueberraschung der Frankfurter Schau ist wohl der riesige aus Kamelhaargarn gewirkte Lutherteppich der pornmerschen Herzöge. Er stellt die 1536 durch Luther vollzogene Trauung des Herzogs Wilhelm von Pommern-Wolgast mit der Prinzessin Maria von Sachsen dar und kam nach dem Aussterben des Herzogshauses an die Universität Greifswald, die ihn herkömmlicherweise nur alle zehn Jahre einen Tag zugänglich machte; diesem Umstand dankt dies Hauptstück der norddeutschen Spätrenaissance seine gute Erhaltung. In der Abteilung der Frankfurter Schau, welche der neueren Zeit gewidmet ist, überwiegen die Maler. Die Barockepoche ist u. a. durch Michael Willmann, Chodowiecki und Grund vertreten, das 19. Jahrhundert wird durch C. D. Friedrich, Menzel, G. v. Bochmann, Dücker und Gebhardt repräsentiert, die letzten Menschenalter durch Lovis Corinth, Otto Mueller, Eduard Bischoff, K. Eulenstein, G v. Stryck und Werner Arndt.    N. v H.


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Nürtinger Kreisnachrichten vom 30.07.1953;
Textgleich mit: Ludwigsburger Kreiszeitung vom 22.07.1953;


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Nürtinger Kreisnachrichten
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"Kunst des deutschen Ostens" in Frankfurt

   Auf der Ausstellung "Deutsche Heimat im Osten", die in den letzten Jahren durch einige Westdeutsche Städte ging, waren auch Zeugnisse ostdeutscher Kunst zu sehen. Doch erst die vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen jetzt im Haus des deutschen Kunsthandwerks in Frankfurt (bis 16. August) gezeigte, ausgezeichnet aufgestellte Ausstellung "Kunst des deutschen Ostens aus sieben Jahrhunderten" macht sichtbar, welcher Reichtum an ostdeutscher Kunst auch nach Westdeutschland gekommen ist, obwohl selbst das nur ein geringer Bruchteil dessen ist, was in den ostdeutschen Landschaften zurückgelassen werden mußte. Die Frankfurter Ausstellung kann naturgemäß nur bewegliches Kunstgut bringen. Von der mächtige Innenräume schaffenden, wuchtige Akzente nicht nur im Stadtbild, sondern auch in der Landschaft setzenden ostdeutschen Baukunst berichten in Frankfurt nur Großphotos. Ueber die Malerei, die Plastik, das Kunsthandwerk und die Volkskunst der Länder hinter Oder und Neiße gibt die Ausstellung aber einen faszinierenden überblick.
   Zeitlich beginnt die Ueberschau mit einer böhmischen, um 1360 entstandenen, auf Holz gemalten Geburt Christi, die in ihrer Gefühlsinnigkeit und der zauberhaften Weichheit ihrer Malerei beglückt und durch ihren Goldgrund und die stille Hoheit der Gebärden doch das Geschehen allem Indischen entrückt. "Schöne Madonnen" in dem berühmten "weichen Stil" der Zeit um 1400 aus Böhmen und Schlesien vereinigen unbekümmert Irdisches und Himmlisches. Große Kunst im kleinen Maßstab gibt Bernt Notkes dramatisch bewegter St. Georg auf einem Silberreliquiar aus dem Besitz der St.-Georgs-Bruderschaft zu Elbing. Vom Reichtum und dem Glanz hansischen und baltischen Kunsthandwerks berichten vor allem die aus dem berühmten Rigaer Schwarz-häupterschatz gezeigten Stücke. Vom Pathos des Barock künden im Geistlichen ein Kruzifix aus der Grafschaft Glatz und in der leiblichen Existenz die mächtig sich wölbende Porträtbüste Schlüters vom Landgrafen von Hessen-Homburg. Besonders gut ist der aus Königsberg stammende Michael Willmann vertreten, der in Schlesien einer der bedeutendsten deutschen Barockmaler wurde, von einer brennenden Ekstatik des Glaubens. Das verklingende Barock gibt in den liebevollen Schilderungen von Grund und Chodowiecki eine liebenswürdige Bejahung des Daseins, während sich in den romantischen Landschaften des Pommern Caspar David Friedrich das Naturgefühl pantheistsch weitet um auch immer wieder am Christentum fixiert wird. Den Realismus des 19. Jahrhunderts verkörperte am faszinierendsten der gebürtige Breslauer Adolph Menzel, der hier allerdings nicht ganz seinem Rang entsprechend vertreten ist. Umso glänzender repräsentiert sich dagegen Lovis Corinth, von den tonig gemalten frühen Arbeiten bis zu dem großartigen Spätwerk des Selbstbildnisses aus dem Wallraf-Richartz-Museum, das schon zur Kunst der Gegenwart führt, das in der Durchleuchtung der eigenen Existenz Ausdruckskunst im besten Sinne ist. Unerbittlich sich selber gegenüber war aber auch Käthe Kollwitz, die wie Corinth aus Ostpreußen stammte. Davon zeugt in Frankfurt vor allem ihr Selbstbildnis in Bronze.
   Der Anteil ostdeutscher Künstler am Schaffen der Gegenwart ist groß. Dafür können hier andeutend nur einige Namen und Werke stehen. Kultivierten Impressionismus gab noch der aus dem Posenschen stammende Lesser Ury. Den Uebergang zur stark abstrahierenden, zeichenhaften Kunst von heute schufen neben anderen der Sudetendeutsche Adolf Hölzel und seine Schülerin, die Baltin Ida Kerkovius. Heimatkunst im besten Sinne, ostdeutsche Landschaft in ihrer herben Weite war das, was der seit Herbst 1945 verschollene Ostpreuße Alfred Partikel gab. Die Melancholie des Ostens spricht aus dem Schaffen des Schlesiers Alexander Camaro, der auf den großen Ausstellungen der letzten Jahre immer mehr nach vorne rückt. Aus dem Osten kamen bei den Plastikern Renée Sintenis, Joachim Karsch, der 1945 den Freitod wählte, Joachim Utech, von unseren jungen Begabungen der "Abstrakte" Bernhard Heiliger, die gleichfalls abstrahierenden, doch noch stärker der Gegenständlichkeit verbundenen O. H. Hajek und Seff Weidl. Bei den Malern ist der 1918 in Stralsund geborene Werner Arndt einer unserer wichtigsten Nachwuchsleute überhaupt. Immer wieder kommen dabei selbst in dem vereinheitlichenden Kunstschaffen von heute die Stammeseigenarten durch. Bei dem großartigen Zeichner Paul Holz, der Pommer war, bleibt der Humor in all seiner Skurrilität der Wirklichkeitswelt verbunden, bei Kubin, der aus Böhmen stammt, geht er ins Reich der Gesichte.    Hermann Dannnecker


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